Endlich wieder mit dem Bike in die Alpen! Zu Zweit. Viele Höhenmeter. Die Highlights der Zentralalpen abklappern. Soweit die Randbedingungen. Auch eine Route war schnell gefunden. Diesmal nur keine Zeit mit Ein- und Ausrollen vertrödeln. Gestartet wurde diesmal dort, wo’s weh tut – Uinaschlucht. Weiter zum Umbrailpass, Val Forcola, Val di Moro, Madritschjoch, Eisjöchl, Timmelsjoch, Brenner, Insbruck.
Treffpunkt war Ramosch im Inntal. Nach kurzem Materialcheck, Trinkflaschen auffüllen und aufmunterndem/mitleidigem Schulterklopfer frisch rauf in die legendäre Uinaschlucht.
Schnell war’s dann auch mit der Frische vorbei bei durchschnittlichen 13% Steigung, aber so kamen wir wenigstens dem Highlight an Schluchtenausgang näher – eine in den senkrechtenFels gesprengte Galerie, oft nur ca. einen Meter breit und sicherheitstechnisch keiner einzigen EU-Richtlinie entsprechend – aber wir waren ja auch noch in der Schweiz. Wer hier noch fährt, hat entweder “Balls of Steel“ oder glaubt nicht an die Rente!
Weiter oben wartet ein schönes Hochtal und die Sesvennahütte, wo man mit Obstler (aufs Haus) begrüßt wird – meine Lieblingshütte!
Der nächste Tag begann mit Neuschnee und später Regen. Ab ins Vinschgau nach Laatsch, und schon kam die Sonne raus – auf manche Dinge ist eben einfach Verlass. In Santa Maria stellte sich die Frage: Auf Asphalt zum Umbrailpass oder einen unbekannten Weg nehmen, der in der Karte aber ganz passabel aussah? Natürlich siegte der Entdecker in uns – mit dem Lohn stundenlangen Tragens mit einigen „fahrbaren“ Intermezzi. Der angepeilte Gasthof auf dem Umbrailpass entpuppte sich als abbruchreife Schabracke und war natürlich geschlossen, was uns noch den letzten Anstieg bis aufs Stilfser Joch (2756m) abnötigte. Hotels gibt es da ja (leider) genügend. Der Ausblick und das Essen haben sich aber gelohnt.
Der nächste Tag hätte kein besseres Wetter hergeben können. Wolkenlos, klare Luft, ein Hauch von Neuschnee um uns herum. Die Räder rollten die ersten Meter zurück über Asphalt zum Umbrailpass und von dort auf einem fast komplett fahrbaren Trail hinauf zur Bocchetta die Forcola, wo als Empfangskommitee vier Steinböcke zwischen den Ruinen der Verteidigungsanlagen aus dem Ersten Weltkrieg auf uns warteten!
Von hier aus bot sich ein fantastischer Blick ins weiß verschneite Val Forcola. Um auf die schmale Militärpiste zu kommen, die sich in endlosen Kurven an der Flanke des Hochtals in die Tiefe windet, muss man von der Bocchetta di Forcola links haltend einem schmalen Pfad weitere 100 Hm folgen, im Zweifelsfalle das Bike durch Schneefelder tragen. Lohn der Mühe ist eine berauschende Abfahrt mit Grinsegarantie,
definitiv eines der absoluten Highlights der Zentralalpen, leider aber fast das ganze Jahr über eingeschneit. Unten angekommen, sind wir ins Val di Moro abgebogen, ein schönes Hochtal und Wasserscheide zwischen Nord- und Südalpen. Nachmittags vollkommen ausgepowert wieder im Vinschgau angekommen. Die Akkus waren absolut leer, aber dummerweise lag die angepeilte Hütte noch gut 1600 Hm über uns.
Also schnell eine italienische Pizza getankt, hinauf nach Sölden am Ortler und weiter zur Schaubachhütte auf 2581m. „Komplett fahrbar“, konnte man in den meisten Tourberichten lesen. Mit längeren Passagen um die 30% Steigung war das blanke Ironie. Als wir trotzdem, wie angekündigt um 19.00h ankamen, schien die Wirtin regelrecht überrascht. Hatte wohl nicht mehr mit uns gerechnet. Leider diesmal kein Obstler. Dafür aber reichlich Gulasch mit Knödel und ein fantastischer Blick auf Königsspitze, Ortler und auf Sölden. Was will man mehr. Das erste Mal war ich froh, dass ein großes Bier hier nur 0,4l hat. Mehr hätte ich wohl nicht mehr heben können. Vollkommen ausgepowert.
Wieder optimales Wetter am nächsten Tag. Was am Madritschjoch auch von Vorteil ist. Es soll mit 3123m immerhin der höchste MTB-Übergang in den Alpen sein. Für manchen Wanderer ist man da auf dem Bike ein echtes Kuriosum. Auf Skipisten fährt man von der Schaubachhütte bis zur Scharte. Auf der anderen Seite wartet dann einer der besten Trails der Alpen darauf, einem alles abzuverlangen. Verblockte, steile Stellen wechseln sich mit flowigen Passagen ab. Und das alles mit Bilderbuch-Hochgebirgspanorama. Unten im Tal kam mir der Gedanke , dass die Tour hier eigentlich schon vorbei sein könnte, weil es besser nicht werden kann. Markus dachte das Gleiche, stürzte und kugelte sich die Schulter aus. Tour beendet. Der Rest wird aber im nächsten Jahr nachgeholt.