Mecklenburger-Seen-Runde 300km 2016

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Ich war dabei, habe überlebt und kann deshalb berichten.
Mit etwas zeitlichem Abstand betrachtet kann ich sagen, es war ein tolles Erlebnis, das mich gedanklich bestimmt noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Alles was ich gehört und erwartet hatte, wurde in positiver Hinsicht übertroffen. Sicherlich war auch etwas Glück dabei, bestes Wetter, kein Sturz und das Material hat mitgespielt. Aber der Reihe nach.
Vor dem Start
Mit der ganzen Familie habe ich am Freitag im Schloss Peckatel eine Ferienwohnung bezogen. Es ist ein schickes Anwesen in einer tollen Umgebung, vorausgesetzt man muss nicht Radfahren. Am gleichen Tag sind wir noch nach Neubrandenburg gefahren, um die Startunterlagen zu holen. Da war im Kurpark schon Volksfeststimmung, überall Verkauf von Radzubehör und Geheimtinkturen, dazu noch Musik und Unterhaltung, dazwischen viele aufgeregte Radfahrer.
Der Sonnabend begann mit Aufstehen gegen 03:00. Es gab Haferflocken satt. Andrea hatte die Ehre, mich zum Start zu fahren. Dort waren wieder viele aufgeregte Radfahrer, nur diesmal viel müder als am Vortag. Der erste Start fand 04:30 statt, ich war gegen 05:00 dran.
1. Etappe nach Neustrelitz 77 km
Der Start verlief ruhig und trotz der vielen Starter ohne Stürze. Nach ca. 1km kam der erste Anstieg und sofort gab es zäh fließenden Verkehr. Nach dem 2. Anstieg in Stargard hatte sich das Fahrerfeld schon ziemlich sortiert und es begann die Suche nach einer Mitfahrgelegenheit. Es ging einem herrlichen Sonnenaufgang entgegen. Eine Gruppe war schnell beisammen und ehe ich mich versah, durfte ich vorn Führungsarbeit leisten. Das Tempo und die Herzfrequenz lagen deutlich über meiner Zielsetzung für vernünftiges Fahren. Das erste Verpflegungsdepot in Feldberg haben wir links liegen gelassen. Kurz vor Neustrelitz begannen wieder die Anstiege und ich wurde endlich von der Führungsarbeit erlöst. Kurz darauf erreichten wir mit vielen anderen Fahrern den Versorgungspunkt und es begann der Kampf ums Essen und Trinken. Es war aber alles ausreichend vorhanden, nur halt zu viele Leute auf einmal.
2. Etappe nach Röbel 52 km
Der zweite Abschnitt sollte eigentlich ruhiger verlaufen, mir drückte die Blase und ich suchte eine günstige Stelle. Doch plötzlich war eine schnelle Gruppe da und die Post ging ab. Endlich konnte ich mich vom Feld ziehen lassen, auch wenn ich Tränen in den Augen hatte. Das Tempo wurde immer schneller, aber der Puls war ok. Über Landschaft und Streckenprofil kann ich nicht viel sagen, man entwickelt einen Tunnelblick. Das Versorgungsdepot in Röbel wurde bald erreicht und hier war die Situation schon entspannter. Es gab Nudeln, Kuchen und Bananen. Ich habe alles gleichzeitig gegessen. Die Temperaturen erreichten sommerliches Niveau.

3. Etappe nach Nossentiner Hütte 47 km
Dies war mit Abstand meine schnellste Etappe. Nach einem verhaltenen Start konnte ich in einer schnellen Gruppe mitfahren. Diese wurde von einer noch schnelleren Truppe überholt und sofort ging das Rasen los. Zeitweise hatte ich auf gerader Strecke 40km/h auf dem Tacho stehen. Ich fuhr am Ende des Feldes und hatte Mühe, das Tempo zu halten, aber ich kam mir vor, wie bei der Tour de France. Auf einer Kopfsteinpflasterpassage flogen um mich herum Trinkflaschen, Radcomputer und diverses Zubehör in die Landschaft. Bei mir hat sich nur der Lenker um ca. 10° verstellt. Ein ortskundiger Teilnehmer schilderte mir die Sehenswürdigkeiten der Umgebung, aber ich konnte nichts davon erkennen. Als wir Nossentiner Hütte erreichten, ließ ich die Gruppe ziehen und schleppte mich ins Depot. Hier gab es selbstgebackenen Kuchen und kein Gedränge.

4. Etappe nach Alt Schönau 52 km
Ab jetzt war die Zeit der schnellen Gruppen vorbei. Ich hatte Mühe, ein paar Gleichgesinnte zu finden. Es brauchte seine Zeit, bis sich eine kleine Kette mit ständigem Führungswechsel gebildet hatte. Ab da rollte es wieder. Endlich war auch die 200 km Marke geknackt. Jetzt tauchten auch verstärkt Leute am Straßenrand auf, die uns zujubelten. Körperlich lief es noch ganz gut. Entgegen meiner Befürchtung konnte ich noch sitzen und die Beine spielten auch noch mit. In Alt Schönau gab es wieder eine Auszeit zum Essen- und Getränkefassen. Mit zunehmender Entfernung wurde die Anzahl der Radfahrer in den Depots immer geringer. Hier konnte ich sogar eine Weile auf der Wiese liegen. Im Schnitt habe ich ca. 25 min in jedem Versorgungspunkt zugebracht. Macht auf das gesamte Rennen 2h Pause. Die habe ich aber auch gebraucht.


5. Etappe nach Möllenhagen 40 km
Jetzt wurde es richtig schwierig. Es waren kaum noch schnelle Fahrer unterwegs. Wenn man eine Gruppe traf, wollten die nur im Windschatten fahren. Außerdem kam jetzt noch der Gegenwind hinzu. Irgendwie hat es dann doch noch geklappt und ich konnte mit ein paar Leuten in der Führung abwechseln. Obwohl die Distanzen zwischen den Depots kürzer wurden, verflogen die Kilometer langsamer. In Möllenhagen habe ich meine letzte Pause eingelegt. Hier gab es viel Platz und freie WC’s. Ich habe mindesten 5 Becher Wasser getrunken, die Iso-Getränke konnte ich nicht mehr sehen. Ein großes Lob an die Organisatoren und die Helfer. Die Verpflegung und das Angeboten in den Depots war 1A. Per Telefon habe ich Andrea informiert, damit sie das Empfangskomitee in Aufstellung bringt.
Schlussetappe nach Neubrandenburg oder die längsten 40 km
Die letzten 40km wollte ich locker in Ziel fahren. Mein Vorsatz hielt bis zur nächsten Kurve. Zu viert ging das Fahren am Anschlag wieder los. Jeder Kilometer war jetzt endlos, überall lauerten Anstiege und Gegenwind. Zum Glück gab es viele Leute, die einen anfeuerten, teilweise mit Pauken und Trompeten. Da kann man schon Gänsehaut bekommen. 10 km vor dem Ziel hatte ich auch noch meine Mitstreiter eingebüßt. Die Fahrt wurde dadurch ziemlich zäh. 1km vor dem Ziel gab es die letzte Zeitmessung, dann ging es noch über eine steile Fußgängerbrücke und dann war endlich Schluss. Meine Familie nahm mich in Empfang und alles war wieder gut.
Fazit
Eine tolle Veranstaltung, deshalb auch der lange Bericht. Ob ich mir das nochmal antun werde, weiß ich heute noch nicht. Körperlich habe ich es gut verkraftet, aber die Vorbereitung, speziell das Training, war ziemlich aufwendig und zeitintensiv. Wie sieht das Rennen bei schlechtem Wetter aus? Macht es dann immer noch Spaß? Ich habe ja noch etwas Zeit darüber nachzudenken.
Euer Heiko

Ergebnis Heiko

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Ergebnis Greg

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5 Antworten zu Mecklenburger-Seen-Runde 300km 2016

  1. Jens Gregor sagt:

    Hallo Heiko, ein sehr schöner Bericht, und da auch ich dabei war hier meine Erlebnisse.
    Am Freitag mit meinem Bruder angereist bezogen wir
    in Röbel in einer schönen Ferienwohnung Quartier.
    Dort warteten schon meine beiden weiteren Mitstreiter. Schnell noch nach Neubrandenburg und die Startunterlagen geholt, doch da blieben wir im bunten Treiben länger als geplant hängen. Hab die Gelegenheit genutzt mir neue Radhandschuh für den Winter zu kaufen. Dann ging es zurück zum Abendbrot nach Röbel in den Gasthof wo uns schon die Frauen meiner Mitfahrer erwarteten.

    Am Samstag klingelte um drei der Wecker und nach
    einer Tasse Kaffee und zwei Bananen ging es zum Start nach Neubrandenburg . Unsere Startzeit war zehn vor Sechs und die 100 Mitstreiter legten gleich am ersten Berg frisch los. In der ersten Abfahrt hatten wir gleich die erste Schrecksekunde zu überstehen, ein Reh sprang mitten durch das dichte Fahrerfeld, zum Glück kam niemand zu Fall. Die Geschwindigkeit zog immer mehr an und wir überlegten uns uns zurückfallen zu lassen. Irgendwie sind wir drangeblieben und an der ersten Verpflegung vorbei gerauscht. An der zweiten Station dann der Megastau bei der Versorgung, es waren einfach zuviel
    Radler auf einmal da. Wir hatten dadurch fast 40 min.
    Aufenthalt, aber was soll’s.
    Der Abschnitt nach Röbel flutschte wie am Schnürchen, da wir und er Gruppe der „Stahlwaden“
    anschließen konnten. Im Schnitt sind wir mit 35 km dahingerollt.
    Röbel war für und das Heimspiel, die Frauen hatten sich strategisch super positioniert und so konnten wir unsere warme Morgenbekleidung gegen witterungsgerechte kurze Sachen tauschen. Die nächste Etappe wurde schwierig, da eine gute Gruppe fehlte und ich oft die Spitze nehmen mußte. Beim nächsten Halt trafen wir dann wieder auf unsere Freunde von den „Stahlwaden“ und wir konnten danach noch ein schönes Stück zusammen fahren.
    Bei km 230 ahnten wir, dass wir es schaffen würden, auch wenn jetzt der Gegenwind aufkam und mir der A….. am kochen war. Leider hatten wir jetzt nur noch sporadisch Kontakt zu Gruppen und so habe ich quasi
    die letzten 60 km unsere kleine Gruppe allein angeführt. Die letzte Station, 24 km vor dem Ziel haben wir großzügig links liegen lassen und von da ab
    ging es mit viel Adrenalin/Endorphin im Blut dem Ziel entgegen. Zu dritt und alle drei mit der exakt gleichen Zeit Gin es nach 12 h 37 min über die Ziellinie.
    Fazit : Berge gibt es nicht nur im Erzgebirge, Wind kommt immer von vorn und Glück brauchst du wirklich für so eine Tour. Das Wetter war super, gestürzt sind Andere und kaputt gegangen ist auch nichts. Würde ich es noch mal machen? Ja, aber dann mit dem Anspruch der bestmöglichen Zeit, ich glaube da geht noch ganz schön etwas. Schade, dass ich Heiko nicht getroffen habe, vielleicht fahren wir die Runde irgendwann mal gemeinsam.
    Bis bald Jungs mit dem Gruß des Radlers:
    Kette rechts und Volldampf !
    Greg

  2. Karsten sagt:

    Also nochmal : RESPEKT !!!

    300km – ich kann es mir (im Moment) nicht vorstellen..
    schöne Berichte, man leidet selbst mit 🙂

  3. Heiko sagt:

    Hallo Jens,
    vielen Dank für deinen Bericht und noch einmal herzlichen Glückwunsch zu überstandenen Tortur. Die Erlebnisse sind schon ziemlich ähnlich. Hast du shon deine Bilder bei sportograf gesichtet?

    Bis bald
    Heiko

  4. Karsten sagt:

    Ich hab mal noch die Ergebnisse mit reingesetzt – ich finde die Zwischenzeiten schon auch interessant …

  5. Klaus Luft sagt:

    Meinen allergrößten Respekt,Jungs !!!

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