Flores

 

Flores, die nächste Insel, die auf unserer Reise angesteuert werden sollte, ist, wie die anderen auch, vulkanischen Ursprungs. eine 250 km lange Gebirgskette zieht sich in Ost-West-Richtung über fast die gesamte Insel und teilt sie in viele kleine, bis vor kurzem geografisch und demografisch getrennte Gebiete. So sind im Laufe der Zeit unterschiedliche Kulturen in den einzelnen Dörfern entstanden und man zählte etwa 40 verschiedene Sprachen. Im 16. Jh. wurde unter der Kolonialisierung durch die Portugiesen das Christentum eingeführt, welches aber teilweise bis heute noch stark mit animistischem Glauben und Traditionen verwoben ist. Noch heute sind einige Dörfer nur schwer zugänglich.

Schon die Überfahrt nach Flores war abenteuerlich. Als wir in Sape, der östlichsten Stadt Sumbawas und Fährhafen nach Flores ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass die Fähre um 16.00 Uhr, also in wenigen Minuten, abfahren würde. Da mussten wir uns natürlich beeilen, um schnell noch die Tickets zu bekommen. Am Schalter stand allerdings schon eine längere Schlange von Menschen, die offenbar alle das gleiche Anliegen hatten wie wir. Wir wurden im Gegensatz zu den Einheimischen langsam unruhig, da wir etwa eine halbe Stunde warten mussten, ehe wir unsere Tickets in den Händen hielten. Die Fähre war noch da, jetzt aber schnell. Plötzlich hieß es, Abfahrt wäre so etwa 16.30 Uhr … also GLEICH! Dass das ein indonesisches GLEICH war, dämmerte uns dann so langsam, als wir um 19.00 Uhr immer noch im Hafen standen. In der Zwischenzeit hatte sich das Autodeck mit LKWs, Bussen, natürlich Mofas, Bananen, Kartoffeln, Bambus, Zwiebeln, der Audiotechnik einer Rockband und scheinbar allem, was man nur des Transportierens wegen transportierte, gefüllt. Unsere Fahrräder waren mittlerweile unter Reissäcken verschwunden, auf denen Hühner saßen. Als einige Jugendliche dann „Jalan!“ – „Los jetzt!“ riefen, legten wir endlich ab – hätte mal früher einer darauf kommen können. Die Männer spielten um Geld, die Frauen sangen Karaoke, nahezu ein Volkssport in Indonesien. Nach der neunstündigen Überfahrt kamen wir entsprechend gerädert in Labuhan Bajo, DEM Touristenzentrum von Flores, an. In diesem 12000 Einwohner zählenden Stadt werden alle Arten von Ausflügen, teils aber zu horrenden Preisen, organisiert. Es gibt einige kleine, zum Teil sogar schöne Losmen und Restaurants. Außerdem ist der vorgelagerte Inselpark der Flores Sea mit seinen vielen Riffen, die sich bis Komodo erstrecken, ein Eldorado für Taucher. So mussten auch wir kurzzeitig unsere verschwitzten Fahrradklamotten gegen Neoprenanzug und Taucherflossen tauschen und uns selbst in die Fluten stürzen. Wann schaut man schon mal Schildkröten beim Fressen und Haien beim Mittagsschlaf aus nächster Nähe zu? Ein PADI-Tauchkurs kann in Labuhan Bajo für ca. 250$ US absolviert werden. Es gibt sogar eine deutsche Tauchschule. Fragt mal nach Anke und Frank.

Das eigentliche Ziel war jedoch ein anderes. Wir hatten von drei Kraterseen am Vulkan Kelimutu gehört, die weiter im Osten der Insel liegen sollten, jeder von einer anderen Farbe. Da wollten wir hin. Allerdings hätte es unseren Zeitplan gesprengt, Hin- und Rückweg mit den Rädern zurück zu legen. Also haben wir herumgefragt und uns ein Bemo samt Fahrer organisieren können, der uns bereit war zu fahren. Bemos sind eine Art Kleinbustaxis, in die gerade so zwei Fahrräder und vier Menschen passen (Den einen noch verbleibenden Platz belegte ………… aus den Niederlanden, den wir beim Tauchen kennen gelernt hatten). Hinten gibt es an jeder Seite eine Bank, selbstverständlich ohne Gurte, aber dafür wurden wir  durch eine Audioanlage entschädigt, die die ganze Zeit (es waren 2 Tage!) Roxette spielte, wohlgemerkt immer die gleiche Kassette. Den Großteil des Gepäcks haben wir bei Anke und Frank in der Tauchschule gelassen, denn dass der eine oder andere Hügel vor uns liegen würde, ahnten wir bereits und da ist man über jedes Gramm froh, das man nicht mit sich herum schleppt. Arif, unser Fahrer bewegte sein Gefährt meisterhaft durch jede noch so enge Kurve und umfuhr (fast) jedes noch so große Schlagloch. Und das, obwohl er durch seine Frontscheibe fast nichts sehen konnte. Sie war nahezu komplett von dem Schriftzug „PREPARE FOR THE CRAZIEST CAR RIDE OF YOUR LIFE!“ bedeckt. Das verrückteste an der Fahrt, mal abgesehen von den Mondkratergroßen Löchern im Asphalt des “Trans-Flores-Highways”, war die Tatsache, dass genau in den Tagen, an denen wir unterwegs waren, wieder einmal Ölkrise angesagt war. Die indonesische Regierung hat sehr lange die Ölpreise künstlich niedrig gehalten. Aber jetzt, da die Staatskassen seit der großen Inflation in den 90ern leer sind, werden die Subventionen gekürzt mit dem Effekt, dass zeitweise die Tankstellen leer sind, wenn der Preis für Rohöl mal wieder gestiegen ist. Will heißen, dass hunderte Meter lange Schlangen and den Tankstellen anstehen (aber man hat ja Zeit) und Arif am Straßenrand bei der „Privattanke“ für den vierfachen Preis auffüllen musste. Nach zwei Tagen also (uns bluteten bereits die Ohren!) erreichten wir das kleine Bergdorf Moni. Hier ist man Touristen bereits gewöhnt, denn von hier starten die allmorgendlichen Sonnenaufgangstouren zum Kelimutu. Abends wollten wir uns noch ein Bad in den Hot Springs von Moni genehmigen. Also haben wir uns auf die Räder geschwungen und mit der Suche begonnen. Nach einer halben Stunde des Umherirrens, ohne auch nur die kleinste Spur entdeckt zu haben, gaben wir auf und kehrten frustriert um. Arif und seine Kumpels im Losmen haben sich dann aber hilfsbereit gezeigt und meinten, uns zur Quelle fahren zu können. Sie wollten auch noch ein Bad nehmen. Nach zehn Minuten im Bemo hielten wir inmitten der Reisfelder an kamen uns seltsam veralbert vor, folgten aber Arif, der wie selbstverständlich sein Duschbad schnappte und ins Feld verschwand. Und wirklich, ca. 100m von der Straße entfernt lag ein kleines Reisterrassenbecken, in dem kein Reis wuchs, sondern sich wenigstens 50 Menschen dicht an dicht drängten, sich, ihre Wäsche und ihr Geschirr wuschen. Wir haben unseren Platz in der Reihe der Wartenden gefunden, die hofften, dass ein anderer den Waschsalon verließ, damit sie das entstandene Loch wieder füllen konnten. Nach einigen Minuten saßen auch wir eingeklemmt zwischen den Dörflern und ernteten neugierige Blicke. Es dauerte seine Zeit, bis der Schleier der Nacht unsere wahre Identität und Herkunft verriet aber dann ertönte auch schon im 50-stimmigen Chor: „Hallo, Tuuuriiiiisssst!“

Kelimutu war spektakulär. Wir sind ein letztes Mal ins Bemo gestiegen um zum Gipfel auf ca. 1700m zu gelangen und dort den Sonnenaufgang über den Kraterseen zu erleben. Glücklicherweise hatten wir schönes Wetter, sodass die Sonne nach und nach das Innere der drei Krater erleuchtete und die verschiedenen Farben des Wassers erst so richtig zur Geltung brachte. Der erste war Kaffeebraun, der zweite, nur durch eine dünne Gesteinswand vom ersten getrennt, tief türkis und der dritte, ein wenig entfernt, pechschwarz. Niemand weiß genau, warum die Seen unterschiedliche Farben haben, noch weniger warum sich diese im Laufe der Zeit verändern. Aber an der faszinierenden Wirkung kann kein Zweifel bestehen. Man möchte am liebsten den ganzen Tag da oben verbringen und dem Farbenspiel zusehen. Die Einheimischen glauben, dass die Seelen Verstorbener in den Seen leben. Die von Kindern und guten Menschen in den beiden ersten, die der schlechten Menschen im dritten, schwarzen See.

Hier war für uns nun der östlichste Punkt unserer Reise angekommen. Nun mussten wir wohl oder übel kehrt machen und den Rückweg antreten. Zumindest der Anfang war wirklich ein Genuss, denn bis zur Küste ging es fast nur bergab, in Serpentinen durch kleine Dörfer und Reisfelder bis zur Hafenstadt Ende und von da innerhalb von vier Tagen wider zurück nach Labuhan Bajo. Wir kannten die Strecke zwar von der Hinfahrt aber es ist schon ein Unterschied, ob man 400 km endlos sich die Berge rauf und runter windende Straße motorisiert oder aus eigener Kraft zurücklegt. Schließlich lagen die beiden Zwischenstationen Ruteng und Bajawa jeweils auf über 1000m und dazwischen war selbstverständlich immer Rendezvous mit dem Meer angesagt. Aber die Anstrengungen haben sich gelohnt. Wann fährt man schon mal wieder durch eine wenig besiedelte (!) atemberaubende Landschaft mit Vulkanen, Stränden aus blauen Kieselsteinen, riesigen Reisfeldern, ob flach oder in Terrassen an den Hang gezaubert, Bambuswäldern und Kokoshainen und zudem noch auf relativ guter Straße. Wir haben auf unserem Weg nette Bekanntschaften gemacht, wobei sogar schon der eine oder andere Smalltalk auf indonesisch möglich war, aber auch Dörfer durchquert, in denen wir von laut schreienden Kindern belagert und „verfolgt“ wurden, die vorher wahrscheinlich nur sehr selten einen echten weißen Touristen aus der Nähe gesehen haben.

In Labuhan Bajo haben wir nochmal die Unterwasserwelt unsicher gemacht und es uns zum wiederholten Male gut gehen lassen, bevor wir uns von Flores verabschieden mussten und auf einem kleinen Boot in Richtung Lombok mit Zwischenstopp auf Komodo davonschipperten.

 

 

 

 

Hafen von Labuhan Bajo

 

unser Tauchboot

 

 

auf dem Weg zum

Kelimutu (mit Bemo)

 

Arakschnaps brennen

auf indonesisch

 

traditionelles Berg-

dorf Wena

 

Reisterassen um Moni

 

 

Kraterseen des

Kelimutu

 

Kirche in Ende

 

Südküste Flores

 

 

Vulkanlandschaft

 

Bambuswälder

 

Trans-Flores-Highway

 

Blick auf den Inselpark

vor Labuhan Bajo

 

mal "Abtauchen"

 

Auf dem Boot

vor Komodo